Ausstellungen

Badener Zeitung
13. Oktober 2016

„Malerei ist oft Übertreibung“
Philipp Heckmann widmet sich phantastischen Arrangements


Manchmal macht er 1.000 Fotos von Strukturen im Sand, oft arrangiert er von Text befreite Bilder zu neuen phantastischen Welten, immer wieder schreibt er auch Geschichten über diese von ihm geschaffene Welt. Und in der Zwischenzeit träumt Philipp Heckmann, der seit August in Baden lebt und arbeitet, von einer Übersiedelung des PhantastenMuseums nach Baden, bespielten Passagen, Ausstellungen in Glashäusern und Treffen, bei denen sich Künstler aller Sparten austauschen.

Photographien bearbeite ich nicht. Da könnte ich ja gleich malen“, meint Philipp Heckmann lachend. An Motiven mangelt es dem Künstler nicht, der im August nach vielen Jahren im Ausland und einem Zwischenstopp in Wien nach Baden übersiedelt ist. „Mit mir geht leicht die Phantasie durch, und dann fotogra?ere ich eine Zeitlang nur Wolken. Oder Sand, Man findet
überall irrsinnige Strukturen, nicht abstrakt, sondern sehr konkret.“

Fotografie ist zwar eine Leidenschaft Heckmanns, aber nicht sein Hauptaugenmerk. In erster Linie widmet er sich phantastischen Bildern, die entweder als Collage entstehen oder gemalt werden. „Le monde parallele“ heißt der Kosmos, den Philipp Heckmann geschaffen hat, nicht nur mit Bildern, sondern auch mit Kurzgeschichten, die er seit sechs Jahren selbst schreibt. Es war Gerhard Habarta, der heutige Leiter des PhantastenMuseums in Wien, der ihn auf die Idee brachte, die Geschichten über Jason, der sein Haus auf Räder packt und sich auf eine Reise zu den inneren Ursachen seines Lebens macht, selbst zu verfassen.

Philipp Heckmanns Bilder wirken surreal, manchmal harmonisch, oft verstörend, und so gut wie immer offenbart sich erst auf den zweiten, den dritten oder vierten Blick noch eine Ebene, noch ein irritierendes Detail, das den Betrachter zu einer neuerlichen Auseinandersetzung verführt, ja manchmal geradezu dazu zwingt.

„Dabei existiert alles, was auf meinen Bilder zu sehen ist, tatsächlich“, betont Heckmann, dem es ein Anliegen ist, Fotos und Bilder als das gelten zu lassen, was sie für ihn sind: Zeitdokumente. „ln Magazinen und an vielen anderen Orten sind die Bilder hinter einem Vorhang an Text verborgen. Das erste, was ich mache, ist den Text wegschneiden und die Bilder neu zu arrangieren. Oft sind die zufälligen Dinge am spannendsten. Denn jedes Bild wird als Realität angenommen, dabei ist es völlig egal, ob es inszeniert ist oder nicht. Malerei ist da oft eher die Übertreibung. Wenn ich eine rechtwinkelige Wolke fotografiere, wird jeder sagen: Eine verrückte Wolke! Wenn ich aber eine male, werden sie alle sagen: Du kannst keine Wolke malen?

Philipp Heckmann arbeitet nicht am Computer, sondern malt die verwendeten Bilder händisch um. „Denn die drei inneren Wahrheiten eines Bildes, Proportion, Perspektive und Licht müssen stimmen, sonst fallt das Bild auseinander, und das gilt auch für Abstraktes“, ist Heckmann überzeugt. Auf die Frage, was Kunst für ihn ausmacht, antwortet er lächelnd: „Wenn man sich darauf einlässt, findet man selbst die Antworten. Man sollte niemanden brauchen, der einem alles erklärt.“

Ideen für seine neue Heimatstadt hat er viele, zum Beispiel eine mögliche Übersiedlung des PhantastenMuseums nach Baden. „Das Museum will weg aus dem Palais Palffy, wo es sehr stiefmütterlich behandelt wird. Das wäre auf jeden Fall eine interessante Bereicherung für die Kulturszene der Stadt“, meint er. Auch Open Air Veranstaltungen, bespielte Passagen oder sommerliche Ausstellungen in den Gewächshäusern kann sich Philipp Heckmann vorstellen. „Es gäbe tolle, auch international renommierte Künstler, die man mit so etwas nach Baden bringen könnte.“ Ein Manko, an dessen Behebung Heckmann auf jeden Fall mitarbeiten will, ist die Tatsache, dass es in Baden keine Künstlertreffs gibt. „So etwas wäre wichtig für den künstlerischen Austausch. Denn wenn Schauspieler, Musiker, bildende Künstler und andere zusammentreffen, ergeben sich immer Projekte und Kooperationen. Der eine braucht Musik für seine Vernissage, die andere jemanden, der für sie das Albumcover gestaltet ... Es wäre schön, wenn man so etwas auch in Baden zustande brächte. „Les Montmartois“ sind da ein tolles Vorbild“, ist sich Philipp Heckmann sicher, dem es ganz sicher nicht an Plänen mangelt. Und auf dem Weg dorthin träumt er von einem Badener Salon, in dem über Kunst und Kultur diskutiert wird: „irgendetwas ergibt sich immer“

Nicole Kranzl