Ausstellungen |
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Kunst
aus 100 Einzelteilen Frankfurter Neue Presse Artikel vom 15. September 2010 |
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Fechenheim. Dicht steht Sara vor einer der bunten Collagen, die im ersten Stock der Heinrich-Kraft-Schule hängen. «Wahnsinn», sagt die 14-Jährige und kneift die Augen zusammen. «Da erkennt man ja gar nicht, dass die Bilder übereinander geklebt sind. Das sieht aus wie gemalt.» Neben ihr der Mann mit dem blond-grauen Schnurrbart lächelt. Es sind seine Bilder, die ausgestellt sind – und ganz ähnliche will er mit interessierten Schülern wie Sara gestalten. Philipp Heckmann ist der neue Schulkünstler an der Fechenheimer Gesamtschule. Ein Jahr lang bietet der 51-Jährige eine freiwillige Arbeitsgemeinschaft an, in der sich die Schüler künstlerisch ausprobieren können – ohne dafür eine Note zu bekommen. Gefördert wird die Aktion von der 1822-Stiftung der Frankfurter Sparkasse. «Collagen eignen sich gut für ein solches Projekt», findet Heckmann. «Man muss nicht gut zeichnen können oder besonders geschickt sein, sondern das vorhandene Material sinnvoll einsetzen.» Deswegen sei es auch noch nicht möglich, ein Thema festzulegen. Welche Bilder zum Schluss herauskommen, hängt von den Einzelteilen ab, die die Schüler in Zeitschriften und Fotografien finden. Die werden dann zu einem Gesamtkunstwerk kombiniert. Das sei aber mehr als bloßes Zusammenkleben, betont Heckmann: «Wir werden uns auch mit Farbverläufen, Schatten und Perspektiven beschäftigen. Schließlich soll das Bild am Ende so aussehen, als ob es aus einem Guss ist.» Damit kennt sich Heckmann aus; seit Jahren beschäftigt sich der gebürtige Freiburger mit Collagen aus verschiedenen Materialien. Die Ausstellung, die er zum Auftakt des Schulkünstler-Projektes in der Kraft-Schule zeigt, läuft unter dem Motto «The Kids are alright» – «den Kindern geht es gut». Runde Passepartouts zieren die grauen Schulwände, die meisten Szenen wirken fantastisch, verfremden bekannte Zusammenhänge, erschaffen neu. Sara kann ihren Blick kaum von der Collage mit dem Titel «Little Nemo» lösen, das ein Baby inmitten einer schillernden Unterwasserlandschaft zeigt. Aber auch das Urwald-Motiv mit den zwei einsamen Kindern im Mittelpunkt, um die sich Bäume und Büsche ranken, gefällt ihr. «In diese Richtung soll auch mein Bild gehen», sagt sie. Und staunt, als Philipp Heckmann ihr sagt, dass einige seiner Werke aus mehr als 100 Einzelteilen bestehen. Er ist der 17. Schulkünstler an der Heinrich-Kraft-Schule. Schulleiter Werner Schäfer ist begeistert von dem Projekt, das in seiner Einrichtung damals seinen Anfang nahm: Eine Kunstpädagogin gab den Anstoß, mit Berufskünstlern zusammenzuarbeiten und auf diese Weise den Schülern einen anderen Zugang zum kreativen Arbeiten zu ermöglichen als im verpflichtenden Kunstunterricht. «Bei fast allen Teilnehmern ist bisher der Funke zu den Mädchen und Jungen übergesprungen», sagt Schäfer. «Die Teilnehmer arbeiten immer engagiert mit, und die Ergebnisse sind großartig.» Er freut sich genau wie Sara schon auf die Ausstellung der jetzt entstehenden Werke im nächsten Schuljahr. «Ich bin gespannt, was mir einfallen wird.» jro |