Ausstellungen


Bilder aus einer Fantasiewelt

Langenthaler Tagblatt, 11.01.2007

 

 

Regionalbibliothek
Der deutsche Kunstmaler Philipp Heckmann stellt seine Werke aus
Die Regionalbibliothek Langenthal startet mit der interessanten Ausstellung des aus Deutschland stammenden Kunstmalers Philipp Heckmann ins neue Jahr. Als Erstes fallen in den hellen Räumlichkeiten der Bibliothek die aussergewöhnlichen Formate der Bilder auf. Doch schon der nächste, nähere Blick verrät, dass nicht nur die Formate, sondern auch die Sujets alles andere als gewöhnlich sind. Die Bilder scheinen einer übernatürlichen Fantasiewelt entsprungen zu sein, wo die Regeln unserer normalen Welt mit ihren Grössenverhältnissen, Dimensionen und logischen Konsequenzen nicht mehr gelten. Mit «Catwalk» ist eins der Bilder betitelt. Tatsächlich flanieren zwei Katzen auf einem schmalen Steg durch etwas, was auf den ersten Blick wie eine Felsöffnung aussieht. Beim näheren Hinsehen merkt man allerdings, dass es sich um zwei überdimensionierte Schnecken handelt und das Ganze eine Collage aus mehreren Fotografien ist. Das gleiche Prinzip liegt auch dem Bild «Jeune Légume» zugrunde, nur dass es sich hier um Bildmaterial aus Zeitschriften handelt, die mit gemalten Elementen ergänzt sind, um sie zu einem neuen Ganzen zu verbinden.

Moderne Atlantis-Vision
Sind die Collagen der Welt der Fantasie verpflichtet, dann entdecken die Naturfotografien von Philipp Heckmann das Fantastische in der Realität. «Dialog» heisst das Foto, das ein natürlich entstandenes Wasser- und Sandwellenspiel im Golf de Gascogne in Frankreich festhält, das man künstlich nicht schöner modellieren könnte. Wie ein Bindeglied zwischen der Fotografie und der Collage fungieren die Acrylgemälde in Philipp Heckmanns Werk. Sie tragen in sich die fantastische Note und doch kratzen sie an den Grenzen der Realität. Getreu dem Titel des Bildes lässt Heckmann inmitten der unberührten Pflanzenwelt eines Canyons Satellitenschüsseln aus dürren Stängeln spriessen, eben «Schüsselblumen». Ein Wortspiel mit ernstem Hintergrund steckt auch hinter dem Gemälde «Global Warning». Wie ein mahnender Finger erhebt sich ein Leuchtturm im Vordergrund einer grauen Industriestadt. Nur das dunkle Blau, das ihn umgibt, lässt den Betrachter stutzen. Denn es ist nicht das Blau eines sternenlosen Nachthimmels, sondern das Wasser des Ozeans, das ihn umgibt. Das Bild der versunkenen Stadt ist eine moderne Atlantis-Vision, die an die Folgen der rücksichtslosen Umweltzerstörung erinnert. Neben den grossformatigen Bildern sind in zwei Glasvitrinen auch Miniaturen der grossen Gemälde ausgestellt.

JANA FEHRENSEN