Ausstellungen

Wandaktien - Nein Danke

Die Malergruppe NEUEFRANKFURTER
az, Frankfurt 07/1988

„Ich will nie im Museum hängen”, meinte der Maler Karl-Dieter Dudek und erzählte, daß er schon seit zehn Jahren vom Malen leben könne. Er malt Naturstimmungen „gerade weil die Natur bedroht ist” - „Die Leute, die meine Bilder aufhängen, wollen genau wie ich auf Gefühle der Natur genüber nicht verzichten”.

Die NEUEFRANKFURTER Maler machen gegenständliche Bilder und bewegen sich damit außerhalb des offiziellen Kunstgeschmacks. Dem berühmten “Zeitgeist” jedoch sehen zwei Maler, Philipp Heckmann und Gerd Roßhirt, unerbittlich ins Gesicht.

In Heckmanns Werken hat die Umweltkatastrophe global stattgefunden: manche Arbeiten zeigen die Natur kaum mehr. So hat sich auf einem Bild Heckmanns die Natur auf eine Hängebrücke zurückgezogen. An einem roten Ballon festgebunden, schwebt ein Baum durch eine Steinlandschaft, in die bei gernauerem Hinsehen ein Dollarzeichen eingeritzt ist. Oder die Natur hat nach der Katastrophe den Menschen besiegt und überwuchert die Symbole unserer Fortschrittsgesellschaft wie Computer oder Maschinen. Trotzdem vermitteln die Bilder Heckmanns keine platte Botschaft. Sie sind „schön“ gemalt und üben auf den Betrachter eine eigenartige Faszination aus.

Gerd Rosshirt malt den inneren Zustand unserer “Risikogesellschaft”. Seine Menschen haben zusätzliche Organe: Schläuche, irgendwelche Leitungen und maschinenähnliche Wucherungen. Sie symbolisieren die selbstverschuldete Abhängigkeit des Menschen von risikoreicher Technologie. Seine Bilder sind schwer zu beschreiben, aber leicht zu verstehen, wenn man bereit ist, sich ihrer Wirkung auszusetzen. Gerd Rosshirt hat erst vor kurzem angefangen zu malen. Wer seine Bilder sieht, den beschleicht das Gefühl, daß sein Bilder einmal in den Museen hängen werden.
Der vierte NEUEFRANKFURTER, Fred Nolte, stellte spielerische Kompositionen aus Form und Farbe aus. Da seine Gemälde dekorativ sind, werden sie als schöne Farbtupfer so manche Wohnung erst richtig zur Geltung bringen.

Weil die NEUEFRANKFURTER Gruppe ein loser Zusammenschluß vonMalern ist, werden auf der Juli-Ausstellung „Bilder im Freien“ auch andere Maler zu finden sein und es werden Bilder zum Thema Frankfurt vorgestellt: Philipp Heckmann malte die Römerzeile. Davor steht die Justitia, in einem Kartenhaus aus Geldscheinen. Gerd Roßhirt malte ein „Frankfurter Herz“. In einer Abruchszenerie mit Presslufthammer befindet sich, anatomisch genau gemalt, ein heulendes Herz.

Übrigens, wer die Maler Dudek, Heckmann, Nolte und Roßhirt kennenlernt, der merkt, das es nicht bloß einfach dahergesagt ist, wenn sie meinen: ”Wir malen keine Wandaktien”, sondern Bilder mit denen Menschen etwas anfangen können”!

A. Fornoff