Philipp Heckmann

DIE KINDER
DER MONDE PARALLÈLE


Taschenbuch
Softcover, 144mm x 144mm, 76 Seiten
mit 14 Farbabbildungen und Texten
artprojekt, Preis: 15 €

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DIE KINDER DER MONDE PARALLÈLE ist die Fortsetzung der MONDE PARALLÈLE von Philipp Heckmann. Die Akteure sind diesmal Kinder, ihre Erlebnisse führen sie durch Zeit und Raum. Die Kinder werden bereits bei ihrer Geburt in phantastische Abenteuer verwickelt. Sie bewältigen spielerisch alle Herausforderungen, sei es im Irrgarten einer virtuellen Lehranstalt oder in einem elektronischen Internetsturm. Die Kinder durchreisen den Kosmos und erleben als Liliputaner einen Gemüsegarten. In der Höhle der Wirklichen Träume ergründen sie die Urzeit und begegnen später dem Maschinengott der Zukunft, selbst die Geburtshilfe bei einer Reinkarnation glückt den Kindern mühelos. Alle Lebewesen verständigen sich über eine gemeinschaftliche Sprache. In den Erzählungen verbinden sich Realität und Fiktion, Mystik und Traum zu einer universellen Einheit.

Leseprobe: DER IRRGARTEN

Jason und Jasmin sprachen über die Schulausbildung der Kinder. Sie auf eine Schule zu schicken würde bedeuten,die MONDE PARALLÈLE zu verlassen. Beide hatten Bauchweh bei dieser Vorstellung. Jasmin erinnerte sich an ihren eigenen schulischen Leidensweg und fragte Jason: „Wie war eigentlich deine Schulzeit?“ „Frag lieber nicht, mir schleichen dabei verstaubte Erinnerungen an sinnlose Zeiten durch den Kopf. Versäumen war damals mein Hauptfach, ich habe die Schule oft geschwänzt, sonst wäre nichts aus mir geworden.“

Sie waren ratlos. „Mir kommt da eine Idee! Wir könnten Mäc Byte, meinen alten Computer aktivieren! Ich habe noch ein Computerspiel, damit kann man eine Schulkariere bis zum Bachelor durcharbeiten“, schlug Jason vor. „Es ist ziemlich realistisch, vor allem die Lehrer sind sehr naturgetreu durchgearbeitet. Das Programm läuft 9Jahre in Echtzeit, was meinst du?“ „Fragen wir erst einmal die Kinder, was sie davon halten“, entgegnete Jasmin und trommelte für den Abend den großen Familienrat zusammen. Die Kinder waren neugierig und sofort einverstanden.

Die erste Schulstunde begann um 07h30 des nächsten Tages, Naomi und Nemo standen freiwillig schon kurz vor Sonnenaufgang auf und weckten den Hahn mit Wolfsgeheul. Caruso fiel vor Schreck von seiner Hühnerleiter und vergaß zum ersten Mal in seinem Leben, den Weckappell auszukrähen.

Die Kinder waren sichtlich aufgeregt, als der Bildschirm zu flackern begann und es zur ersten Stunde klingelte. Versteckt hinter einem Himbeerbaum beobachteten Jason und Jasmin das Geschehen.

Naomi und Nemo wurden von der Direktorin Fräulein Pauke, einer ältlichen Mittfünfzigerin im mausgrauen Reiherkostüm, begrüßt. Eine lange Rede mit kurzem Sinn erwartete sie. Lateinische und griechische Sprachstämme durchwanderten ein großes belehrend-mahnendes, durchaus gut gemeintes Blabla. Naomi und Nemo verstanden zwar nur Weltraumbahnhof, blieben dennoch höflich sitzen. Der dicht gedrängte Stundenplan wurde verlesen und es begannen die ersten Allgemeinbildungstests. Naomi und Nemo waren begeistert, sie konnten alles beantworten, selbst aus was Milchreis besteht wussten sie auf Anhieb. Jason und Jasmin waren erleichtert und ließen die Kinder in der Obhut von Fräulein Pauke.

Die anfängliche Begeisterung nahm in den nächsten Wochen schnell ab. Den Weckappell besorgte bald wieder Caruso im Solo und es wurde langsam mühsam, Naomi und Nemo pünktlich zum Schulcomputer zu bringen. Naomi kaute in Zeitlupe an ihrem Frühstück und Nemo hatte immer etwas vergessen - meistens die Hausaufgaben von Naomi abzuschreiben. Es wurde ihnen fad, vor allem nachmittags beim Nachsitzen. „Jason wozu braucht man die Wurzel aus Pi?“ „Keine Ahnung ich hab sie noch nie gebraucht, frag Fräulein Pauke.“ „ Die sagt, das sei ein Abstraktum, das muss jeder wissen.“ „Ah so? Die ist aber gescheit…“ „Naomi was ist der Genitiv im zweiten Futurum bei Morgengrauen?“ „Tja, äh, ich weiß es nicht, ehrlich gesagt, ich hab es noch nicht ausprobiert, frag doch Fräulein Pauke.“ Die sinnlose Fragerei fing an alle zu nerven. Die gute Laune schwand dahin.

„Ich komm mir vor wie in einem Labyrinth“, sagte Nemo zu Naomi. „Fräulein Pauke setzt uns irgendwo mitten rein und wir sollen den Ausgang finden, wir sind doch keine Versuchsmäuse! Von Jason und Jasmin lernen wir immer etwas, dass wir auch brauchen können. Ich kann schon mit den Zehen schnipsen, Milchreis kochen, fischen und den Purzelbaum im Präsens. Was von Fräulein Pauke kommt, hab ich noch nie wirklich gebraucht. Sie will uns nicht einmal erklären, warum wir diesen Pipin den Kurzen eigentlich kennen sollen. Mir raucht der Kopf vor lauter Grammatik, Algebra und Historia Austria.“ Naomi seufzte.

„Ich glaube wir müssen etwas tun! Auf die Frage wann die MONDE PARALLÉLE begann, wusste mir Fräulein Pauke auch keine Antwort. Sie hat irgendwas von Und es ward Licht gesagt. Das war selbst Mäc Byte zu viel, er ist danach sofort abgestürzt. Ich wollte wissen, seit wann Katzen sprechen können, doch stattdessen erzählt sie mir vom Unpaarzeher und den Bienchen! Mir ist jeden Morgen schlecht, wenn ich nur an sie denke. Sie verfolgt mich schon im Traum und hämmert mit ihrem Zeigestock auf meinem Kopf herum. Wir müssen den großen Familienrat einberufen.“

Jason und Jasmin waren nicht sonderlich überrascht, als sie die Klagen der Kinder hörten. Sie nahmen die schulische Ausbildung wieder selbst in die Hand. Fräulein Pauke verschwand mitsamt ihrer Schule von der Festplatte. Nach mündlicher Absprache mit Jasons ALLWISS-LEXIKON, wurde es den Kindern in einer Feierstunde übergeben. ALLWISS war sehr stolz auf seine neue pädagogische Aufgabe und gab freudig, immer mit interessanten Querverweisen, Auskunft. Die Drei wurden die besten Freunde.