Oft wird mir die Frage gestellt, wie ich auf die Ideen meiner
Gemälde, Collagen und Fotoserien komme. Nun, die Antwort darauf
fällt mir nicht schwer: Einerlei, wo ich gerade bin, ich denke
in Bildern. Dies ist mein Ausgangspunkt, Bild- oder Motivsuche sind
mir fremd, ich verknüpfe Gesehenes ohne Umweg ins Bild. Entscheidend
ist, dass ein Gedanke, eine Geschichte aus meiner Wahrnehmung entsteht,
erst danach kommt die Ausführung. Im Gegensatz zur Malerei, in
der ich meine Bildideen methodisch umsetze oder in der Collage, in der
meine Vorstellungskraft auf Umwegen, vom Bildmaterial abhängig
und daher eher verknüpfend entsteht, ist meine Vorgehensweise beim
Fotografieren.
Die Kamera kann spontane Fantasien und Tagtraumbilder
einfangen, hierfür nutze ich sie. Dies gelingt mir nur, indem ich
keine Fotos suche, sondern mich ohne Erwartung in einer inneren Ruhe
und Ausgeglichenheit umsehe. Ich kann nicht sagen, ich möchte jetzt
dies oder jenes fotografieren. Es sind intuitive Wahrnehmungen, die
mich führen. Schnappschüsse entstehen eher selten. Vor dem
auslösen, gedulde ich mich, bis sich die Vorstellung eines Bildes
einstellt. Die Technik gebietet mir, zunächst ein Auge zu schließen,
um das plastische Sehen auf die einäugige Sicht des Objektivs zu
reduzieren. Danach beginne ich zu blinzeln, um die harten Hell- Dunkelkontraste
des Bildsensors der Kamera zu beurteilen. Dies schließt von vornherein
viele Motive aus. Bin ich mir über die Gegebenheiten bewusst, heißt
es erneut abwarten, ob das Gesehene zu mir spricht oder nicht, wobei
abermals Motive entfallen. Nach diesen Vorbereitungen blicke durch den
Sucher und widme ich mich dem bestmöglichen Bildausschnitt und
der Tiefenschärfe. Erst danach löse die Kamera aus. Ob das
Foto meinen Gedanken und Erwartungen tatsächlich entspricht, kann
ich selbstredend erst auf dem fertigen Fotoabzug erkennen.
Jeder Fotograf hat seine eigene Sichtweise der Dinge.
Für mich ist es das unmittelbare Sehen und Empfinden, das mich
leitet. Die Frage der Technik stellt sich für mich erst an zweiter
Stelle. Um einen faszinierenden Augenblick zu schildern, eignet sich
jede Kamera.
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